Eine Reise mit dem Rucksack um die Welt T8
Kaum zu glauben, dass man mit ein paar Schritten schon in einem anderen Land sein soll. Die Luft ist die gleiche und sogar der Boden ist der gleiche wie bei uns; nur die Straßenschilder sehen anders aus.
Nach etlichen Stunden an der Grenze und unzähligen Kaffeetassen, fand ich jemanden der mich bis Groningen mitnehmen wollte. Wir hatten überraschender- weise kaum Verständigungsprobleme, was daran liegen sollte, das sowieso fast jeder Holländer Deutsch sprechen sollte. Die Betonung liegt auf fast, wie ich hinterher noch ausgiebig feststellen sollte.
Holland ist klein und so sprechen nicht viele Leute holländisch, so dass sich die Holländer genötigt sehen, andere Sprachen zu lernen. Englisch und Deutsch stehen dabei ganz oben an. Allerdings bedeutet sprechen können noch nicht sprechen wollen! Manche ältere Holländer schalten einfach auf stur sobald sie deutsche Sprache hören. Das Muss irgendwie eine alte Erzfeindschaft von früher her sein, wo es um darum ging, Grenzen zu ziehen. Irgendwie muss mir dieser „Krieg“ im Geschichtsunterricht verborgen geblieben sein.
Aber die Deutschen haben ja nicht umsonst so schöne Bezeichnungen wie „Käsköppe“ und „Pfeffersäcke“ für die Holländer im petto. Die holländische Bezeichnung für uns Deutsche habe ich übrigens vergessen. Aber so schön war sie nicht.
Es regnet in Amsterdam. Die Stadt ist sehr dreckig. Überall muss man aufpassen, nicht in einen von diesen Millionen Haufen Hundedreck zu treten. Der Rucksack liegt schwer auf meiner Schulter, er schmerzt sehr, obwohl der Schweiß ein wenig Abkühlung bringt. Ich bin klitschnass. Von außen durchweicht mich der Regen, von innen der Schweiß. Hoffentlich erkälte ich mich nicht. Immerhin habe ich ein paar Medikamente für den Notfall mitgenommen. Überall Abfälle und Hundescheiße. Die ganze Welt scheint voll davon. Wie kann man nur einen Hund in eine so große Stadt wie Amsterdam bringen? Und dann müssen es ja gerade die ganz großen Hunde sein, die man vorzeigen kann wie einen Mercedes. Oft genug versteckt sich hinter einem großen Hund nur der kleine Mut seines Besitzers. Arme Hunde.
Die Mädchen sind alle sehr hübsch. Keine ist dabei, die nach deutschen Maßstäben als hässlich betrachtet werden würde. Für mich gibt es sowieso die Unterscheidung hübsch/hässlich nicht für Menschen. Es gibt nur Leute, die mir sympathisch sind, oder eben nicht. Das ist absolut nicht das Gleiche; denn jemand, der hässlich ist, bleibt auch hässlich, weil es dafür eine Norm gibt, (die wer eigentlich aufgestellt hat?)während jemand der mir unsympathisch ist, immer noch die Chance hat, mir später noch sympathisch zu werden. Bei Anti‑ und Sympathie stelle ich allein die Norm auf.
Wer mir sympathisch ist, empfinde nur ich und kein anderer. Amsterdam ist groß. Ich frage mich durch bis zur Jugendherberge. Ein Telefon als Münzapparat liegt genau entgegengesetzt zur Jugendherberge, so dass ich mich entschließe, die Griechenlandbekanntschaft von meinem Freund Ulf, später zu kontaktieren. Ich laufe und trage und frage und trage und frage und trage…