Eine Reise mit dem Rucksack um die Welt T10
Ich werde mich an die schwere Last erst noch gewöhnen müssen. Am besten versuche ich gut freund zu sein mit meinem Rucksack, wenn ich ihn schon durch halb Europa schleppe. Hans ist wieder nicht da. Dann werde ich eben erst telefonieren.
Man, dieser Regen! Alle Apparate sind besetzt. Warten! Will dieser Typ denn überhaupt nicht aufhören zu telefonieren? Gott sei Dank, neben ihm der Apparat wird gerade frei. Zu früh gefreut: der Apparat akzeptiert nur 25 Cent‑ Münzen. Wieder warten. Telefoniert der mit seinem ganzen Stamm? Ich friere. Endlich geht er. Wie war doch gleich die Nummer, die mir der freundliche Holländer gegeben hat, der mir den Lift Groningen ‑Amsterdam gab? 09 49‑ dann die 0 von der Vorwahl weglassen und die Ziffern des Anschlusses wählen. Wer hätte an die ganzen verschiedenen Vorwahlen denken können, die man im Kopf oder zumindest auf einem Zettel haben sollte? Das Rufzeichen ertönt‑ dann eine Stimme, leise aber doch überraschend deutlich: meine Mutter ist dran. Sie fragt nicht viel, ich lasse sie nicht dazu kommen. Ich erzähle, was mir gerade einfällt. Klick schon wieder eine Münze durchgefallen. Telefonieren ist nicht billig.
Jetzt fällt mir auf, dass der Hörer ganz heiß ist. Wie weit hat der Dunkelhäutige telefoniert, Äthiopien oder Südafrika? Das Geld ist alle. Ich stehe wieder allein im Regen in dieser riesigen fremden Stadt. Noch einmal zu Hans. Ich klingele. Es steht kein Namensschild draußen an der Tür aber die Hausnummer stimmt. Nichts passiert. Was nun?
Ich habe Hunger, richtig Kohldampf. Ich kaufe mir Milch und eine Flasche Wasser. In meiner Tasche habe ich noch etwas Schokolade. Nicht gerade das gesündeste und nahrhafteste Essen, aber mein Magen ist schon dankbar für Kleinigkeiten. Die unregelmäßige Nahrungsaufnahme und die Qualität der Nahrung machten meiner Verdauung arg zu schaffen. Dies Problem wollte ich in den Griff bekommen, wenn ich erst einmal irgendwo angekommen war. Oh je, jetzt wieder die 7 Kilometer zu Fuß zurück zur Jugendherberge. Gott sei Dank, ohne Rucksack. Das ist ja schon einmal ein Vorteil. Ich werde zum Berufsoptimisten.