Eine Reise mit dem Rucksack um die Welt T18
Aber es ging weiter und das war in diesem Augenblick das Wichtigste. Die lausige Unterkunft- ein verlassenes Hotel, das ganz in das Bild der verlassenen Goldgräberstadt hineinpaßt und längst von den Heerscharen von Kakerlaken in Besitz genommen war, lag hinter uns und die Studentenstadt Salamanca vor uns.
Während Peter sich Anregungen bei Boris Vian holte und beim Bücherlesen entspannte, blickte ich aus dem Fenster und dachte noch darüber nach, wie es möglich war, dass so nah an Madrid so eine Einöde herrschen konnte.
Allein die Vorstellung, dass es keinen Bus gibt und nur ein Zug pro Tag fährt auf den man den ganzen Tag warten muss, weil man nicht weiß, wann genau er denn jetzt kommt, ließ mich die Großartigkeit des Anders sein so recht begreifen. In diesen Momenten war ich nicht nur Globetrotter, sondern Pionier der ersten Stunde. So oder ähnlich müssen sich die ersten Siedler im Wilden Westen auch gefühlt haben. Ursprünglich wollte ich nach Santander, aber Peter schwärmte mir so von Salamanca vor, dass ich eine Kursänderung in Erwägung zog und die Vorzüge, einen spanischsprechenden Begleiter zu haben, noch etwas länger genießen wollte.
Auch war es recht tröstlich mal wieder mit jemanden in meiner Landessprache zu sprechen und so richtig rum zu blödeln. Natürlich versuchte ich soviel spanische Brocken wie möglich aufzuschnappen und mir zu merken, denn schließlich wollte ich nicht abhängig werden von Peter mit dem ich mich sehr gut verstand. Wir lagen auf der gleichen Wellenlänge, was unsere Ansichten allgemein betraf, nur bei den Mädchen waren wir uns nicht einig. Wir hatten uns übrigens Tickets 1. Klasse spendiert, so gut waren wir drauf. Oder lag es daran, dass dieser Bahnhofsvorsteher uns weismachen wollte, alle Karten zweiter Klasse wären ausverkauft?
Egal, wir genossen jedenfalls die Geräumigkeit unserer Holzbänke und das leise bis lautere Rattern des Zuges. Was hätte uns bloß mit Tickets 2.Klasse erwartet?
Salamanca ist nicht annähernd so groß wie Barcelona, aber hier gibt es fast nur junge Leute. Salamanca ist eine von den alten, hochpreviligierten Universitätsstädten Spaniens. Die Spanierinnen machen auf mich einen hochnäsigen und arroganten Eindruck wie kaum anderswo in Spanien. Dieser Eindruck ist aber nicht unbedingt richtig, denn es ist ein Eindruck aus deutscher Sicht.
In Spanien sind die Frauen, vor allem die jungen Frauen im Süden, emanzipiert und anscheinend kühl, aber da ist wohl ein Großteil auch die Erziehung daran „schuld“. Die spanische Frau hat eben „stolz“ zu sein. Mir als Deutschen fällt es schwer, den Unterschied zwischen stolz und arrogant zu sehen, deshalb sind die spanischen Frauen für mich irgendwie unnahbar und nicht so sehr begehrenswert. Die meist große Nase verstärkt diesen Eindruck der Strenge noch.